Honduras
Honduras liegt in Mittelamerika, nordwestlich von Nicaragua, nördlich von EI Salvador und östlich von Guatemala. Der Hauptteil des Landes ist gebirgig, ein Drittel bewaldet, im Nordwesten Kiefernwälder, im Nordosten Tropenwälder. In Naturschutzgebieten leben Jaguare, Ozelots, Affen, Krokodile, Tapire, eine reiche Vogelwelt, außerdem sind über 2000 Orchideenarten hier heimisch. Der Nordosten hat große Flüsse, Lagunen und Sümpfe (Moskito-Küste der Karibik). Zugehörig sind die Islas de la Bahia, etwa 55 km vor der Karibikküste, die Santanilla-Inseln (180 km entfernt) und die pazifische Isla del Tigre. Seit 1838 ist das von Kolumbus entdeckte Land unabhängig. Bei Cap Honduras, nördlich von Trujillo, betrat Kolumbus am 14. August 1502 zum ersten Mal das Festland. Seit 1525 spanische Provinz, gehörte das Land von 1539-1821 zum Spanischen General-Kapitanat von Guatemala (Vizekönigtum Neu-Spanien). Das Küstenklima ist tropisch, im mittleren und südlichen Landesteil gemäßigter, Regenzeit von Mai-Oktober. Das Tiefland der Moskito-Küste ist malaria- und gelbfieberverseucht. Das Land lebt hauptsächlich vom Bananen- und Kaffee- Export, die Abhängigkeit von der amerikanischen United Fruit Company führte dazu, daß man von Honduras als der Bananenrepublik sprach. Reste der Maya-Kultur finden sich in Copan, im Bergdschungel an der Grenze zu Guatemala. Tempel, Paläste, Skulpturen und vor allem einen sakralen Ballspielplatz umfasst das Gebiet, in dem wohl eine viertel Million Menschen gelebt haben. Die Hauptstadt Tegucigalpa hat zahlreiche Kirchen aus kolonialer Zeit. Die Karibikküste bietet Sandstrände und zahlreiche Badeorte (Puerto Cortäs, La Ceiba, Trujillo, Puerto Castilla). Das Busnetz ist weitverzweigt, für europäische Touristen hat es manchmal Abenteuer-Charakter. Das Inlandflugnetz ist gut ausgebaut, internationale Flüge meist via Miami. Das Eisenbahnnetz an der karibischen Küste dient dem Bananentransport. Die Islas de la Bahia, deren größte Utila, Roatan und Gunaja sind, liegen vor der Nordküste in der Karibik. Riesige Korallenriffe umgeben die Inseln Zur ersten Überraschung haben die Insel eine für Karibik-Inseln untypische Vegetation, Nadelholz (Kiefern, Zedern). Strände und Felsenbuchten machen die Inseln zu einem lohnenden Ausflugsziel. Die Bewohner sind zum Großteil Siedler von der südostkaribischen Insel St. Vincent. Das mag auch die “Landessprache”, eine Art englisch, erklären. Im 16. und 17. Jh. waren es berüchtigte Pirateninseln (Henry Morgan, Blackbeard), 1861 kamen die Inseln zu Honduras, zuvor waren sie in englischem Besitz (St. Vincent ebenso, was die Zuwanderung einsichtig macht.
Im gefährlichen 3-Länder-Eck
Das aus 5 Personen bestehende Team landete am späten Abend im Norden Honduras gelegenen Stadt San Pedro Sula. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Copan. Copan liegt im 3-Länder-Eck Honduras-Guatemala-San Salvador und ist nicht gerade ungefährlich zu bereisen.
Es gibt immer mal wieder Überfälle auf Reisende. Unterwegs legten wir eine kleine Pause in einem kleinen Straßen-Restaurant ein. Dort konnten wir unsere ersten Reptilien fotografieren. Einen Sceloporus variabilis und eine Ameiva undulata. Von einem schwarzen Leguan konnten wir nur den Kopf in einer Mauer erkennen. Gegen Nachmittag erreichten wir unsere Unterkunft in der Stadt San José de Copán. Hier konnten wir gleich im pflanzenreichen Garten Anolis beobachten, und in dem kleinen Teich saßen Wasserschildkröten der Art Kinosternum leucostonum. Nach Einbruch der Dämmerung kamen viele Geckos Hemidactylus frenatus zum Vorschein. Am nächsten liefen wir zu Fuß zu den Maya-Ruinen. Unterwegs sahen wir jede Menge Tillandsien in den Bäumen. Am Eingang zu den Ruinen saßen überall Hellrote Aras in den Bäumen. Am Waldboden liefen Agoutis ((Dasyprocta punctata) und suchten nach Futter. Anolis der Gattung Norops saßen an den Stämmen größerer Bäume. Es war mit 35°C sehr warm und trocken. Am Nachmittag konnten wir noch einen schönen Basiliskus vittatus fotografieren.
Honduranische Soldaten schützen das Expeditionsteam
Wir hatten beschlossen, zu einem nahen gelegenen Wasserfall zu laufen. Wir erkundigten uns nach der Sicherheit dieses Gebietes und wir bekamen sofort sechs voll bewaffnete Soldaten zu unserem Schutz. Leider war es zu trocken und zu heiß und wir fanden keine Amphibien oder Reptilien. Dafür brachten Kescher-Züge im Bachlauf des Wasserfalls 2 verschiedene Lebendgebärende Zahnkarpfen zum Vorschein. In der Nacht suchten wir an einem Bach ganz in der Nähe unserer Unterkunft nach Tieren. Wir fanden einige kleine Laubfrösche und einen größeren Laubfrosch der Gattung Smilisca, Wasserfrösche aus der Gattung Lithobates und Kröten der Gattung Ollotis. In einem Busch über dem Wasser fanden wir die Schlange Leptodeira annulata. Auf den Blättern schliefen einige Anolis der Gattung Norops.
Dauerregen im Nationalpark Pico Bonito
Am nächsten Morgen nahmen wir die nächste Etappe der Expedition in Angriff. Mit einem Kleinbus fuhren wir Richtung La Ceiba, um von dort aus in den Nationalpark Pico Bonito zu gelangen. Die Fahrt ging zurück über San Pedro Sula, wo wir mitten in einen Riesenstau gerieten, der durch einen schweren LKW-Unfall verursacht worden war. Nach einer über zehnstündigen Autofahrt in strömendem Regen waren wir total fertig und froh in unsere Betten fallen zu können. Morgens um 7:00 Uhr waren es noch kühle 18°C. Nach dem Frühstück brachen wir auf, um in den Regenwald zu gelangen. Der tat seinem Namen alle Ehre, denn es regnete immer wieder in kurzen Abständen. Es war viel zu kühl und naß, anscheinend selbst für Amphibien. Einen kleinen Anolis der Gattung Norops fanden wir klamm und steif auf einem kleinen Ast sitzend vor. Im fließenden Wasser der vielen Bäche sahen wir jede Menge Kaulquappen und interessante Wasserschnecken. Die Wassertemperatur betrug nur 17°C. Wir fischten aus einer kleinen Höhle tatsächlich doch noch einen kleinen Frosch der Gattung Craugastor. Am Abend fingen wir noch eine schöne Vogelspinne und einen Skorpion. Auf den Blättern schliefen Anolis und an den großen Bäumen fanden wir Rübenschwanz-Geckos (Thecadactylus rapicauda). Am Boden waren jede Menge Agakröten (Rhinella marina) unterwegs. Ein großes Exemplar war besonders hell gefärbt und viel im Schein der Taschenlampe sofort auf. Der Pico Bonito ist ein herrliches Gebiet, nur leider spielte der Wettergott nicht ganz mit.
80 Kilometer mit dem Einbaum durch das Tiefland der Moskito-Küste
Am letzten Morgen in Pico Bonito fingen wir am Flussufer eine wunderschöne Rennechse (Cnemidophorus lemniscatus). Von La Ceiba aus flogen wir mit einem Kleinflugzeug an die Karibikküste der La Moskitia. Der Nordosten hat große Flüsse, Lagunen und Sümpfe. Das Tiefland der Moskito-Küste ist malaria- und gelbfieberverseucht. Von der Landepiste aus wurden wir ins Dorf Brus Laguna gefahren und stiegen dort auf ein Boot um. Nach einer Stunde Fahrt quer durch ein riesiges Sumpfgebiet streikte der Motor des Bootes und wir mussten mitten im Sumpf zwischen „Trillionen“ von Mücken anhalten. Unserem Bootsführer blieb nichts anderes übrig, als in das nächste Dorf zu laufen und sich ein Pferd zu leihen, um damit in den nächsten größeren Ort zu reiten. Hier organisierte er einen großen, motorisierten Einbaum aus Holz und war kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder bei uns. Wir schafften es gerade noch in das Dorf Raista bevor es richtig dunkel wurde. Hier erwartete uns eine sehr einfache Unterkunft. Wir erkundeten noch die nähere Umgebung, fanden aber außer vielen Blattschneiderameisen nur die Geckos Hemidactylus frenatus. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem wackeligen Einbaum, in dem wir alle schön hintereinander, ohne viel Bewegungsmöglichkeiten ca. 80 Kilometer den Rio Platano flussaufwärts zum Garifuna Dorf Las Marias. Am Anfang war die Fahrt etwas schwierig, das Boot musste mehrere Male über Sandbänke geschoben werden. Mehrere Male liefen wir auf untergetauchte Baumstämme auf und kenterten fast. Unterwegs sahen wir Basilisken (Basiliscus vittatus), einige Krokodile (Crocodylus acutus) und viele verschiedenen Vögel. Am späten Nachmittag erreichten wir das Dorf. Das Wasser der Anlegestelle war schwarz von Millionen von Kaulquappen, vermutlich von Agakröten. In der Nacht fanden wir noch viele Insekten, Vogelspinnen, schlafende Anolis und jede Menge Agakröten. In einem Busch fanden wir eine Riemennatter (Imantodes cenchoa) aus der Familie der Colubridae .
Agressive Boa
In den nächsten Tagen machten wir die obligatorischen Messungen (Temperatur in verschiedenen Höhen, Luftfeuchtigkeit, Licht). Während der Tagesexkursionen in die nähere Umgebung fanden wir am Fluß einen kleinen Kaiman (Caiman crocodilus) sowie eine Schlange (Drymobius margaritiferus). An den Bäumen saßen große grüne Anolis (Norops biporcatus) und am Boden fanden wir ein Jungtier der Ameiva festiva. In den Wasserlöchern fingen wir wieder ein paar Lebendgebärende Zahnkarpfen und große Garnelen der Gattung Macrobranchium. Die Erkundung des nahen Regenwaldes erbrachten nur ein paar kleine Laubfrösche und einige Anolis der Gattung Norops. Während der langen, anstrengenden Wanderung flogen Hellrote Aras und Kleinpapageien über unsere Köpfe. Besonders die Aras boten einen fantastischen Anblick, den man so schnell nicht wieder vergisst. Es ging mehrere Kilometer bergauf und bergab durch Feld und Wald. Die Hitze war fast unerträglich und der Wasservorrat war schnell aufgebraucht. Mitten im Regenwald, fanden wir einen fast fertigen Einbaum, welcher aus einem Baum gehauen wurde. Er musste „nur“ noch die vielen Kilometer durch den Wald bis zum Fluss gezogen werden. Unterwegs in einem Zuckerrohrfeld fingen wir eine Schlange (Oxybelis aeneus). Auf einer Lichtung fanden wir kleine Zwerggeckos Sphaerodactylus millepunctatus und eine zweite Anolisart. Leider war es jetzt in der Trockenzeit viel zu heiß und trocken für viele Arten. Am Abend setzten wir mit dem Einbaum auf die andere Flussseite über, um uns hier im Dunkeln umzusehen. Wir fanden wieder einige Insekten, Vogelspinnen, kleine Laubfrösche und einen schönen Rübenschwanzgecko (Thecadactylus rapicauda). Auf einem kleinen Baum entdeckten wir einen Grünen Leguan (Iguana iguana). Bald entdeckten wird noch eine weitere Schlange (Leptophis ahaetulla). Auch einige Skorpione waren jetzt unterwegs. Am letzen Tag in diesem schönen Gebiet brachte man uns eine große Wasserschildkröte, wahrscheinlich eine Rhinoclemmys annulata. In der Nähe des Dorfes fingen wir eine sehr aggressive, etwa 1,5m lange Abgottschlange (Boa constrictor). Gegen 9 Uhr begannen wir mit der wackeligen Rückfahrt nach Brus Laguna. Die Boa hatten wir mitgenommen und unterwegs vom Boot aus wieder ins Wasser gelassen. Wenn wir sie im Dorf gelassen hätten, wäre sie mit Sicherheit im Kochtopf gelandet. Unterwegs machten wir noch einige Aufnahmen von sich sonnenden Wasserschildkröten. Als wir mit dem Einbaum über die Lagune nach Brus Lagunas zurückfuhren, wurde uns doch etwas mulmig. Ein aufkommendes Unwetter hatte die Lagune aufgewühlt. Beinahe währen wir mit unserem Einbaum mitten auf der Lagune gekentert. Das Wasser war schon ins Boot geschwappt und wir hatten große Mühe, unsere Foto- und Filmausrüstung zu retten. Eines ist klar: ein Holzeinbaum ist keinesfalls für das offene Meer geeignet. Angekommen in Brus Lagunas wurde uns mitgeteilt, dass wir von dort vorläufig nicht wegkommen. Da wir mit dem Flugzeug fliegen mussten, aber eine Unwetterwarnung herausgegeben wurde, saßen wir dort fest. Gleichzeit hatte man uns aber auch gewarnt, nicht im Dunkeln durch das Dorf zu gehen, da es für uns zu gefährlich sei. Also waren wir gezwungen in unserer Unterkunft auszuharren.
Interessante Zwerg-Geckos auf der Karibikinsel Roatan
Zwei Tage später ging es endlich weiter. Mit dem Flugzeug flogen wir zunächst nach La Ceiba und von dort aus auf die zu Honduras gehörende Karibikinsel Roatan. Die Islas de la Bahia, deren größte Utila, Roatan und Guanaja sind, liegen vor der Nordküste in der Karibik. Riesige Korallenriffe umgeben die Inseln. Zur ersten Überraschung haben die Insel eine für Karibik-Inseln untypische Vegetation, Nadelholz (Kiefern, Zedern). Gegen Nachmittag erreichten wir unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Ein großes Holzhaus in Strandnähe aber doch mitten im Wald. An den Wänden des Hauses saßen die typischen Hausgeckos, hier gleich zwei verschiedene Gattungen (Hemidactylus und Phyllodactylus). Hemidactylus frenatus und Phyllodactylus palmeus lebten sympatrisch also nebeneinander auf dieser Insel. Im Garten wohnten die schönen grünen Anolis (Anolis allisoni), besonders die Männchen mit ihren keilförmigen, blauen Köpfen fielen auf und im Laub auf dem Boden saßen die tagaktiven Kugelfingergeckos der Gattung Sphaerodactylus. Wir konnten eine Art sicher identifizieren. Es handelte sich um Sphaerodactylus rosaurae. Die zweite Art könnte S. dunni oder S. homolepis sein. Auch ein winziger Skink (Mabuya unimarginata) bewohnte das gleiche Biotop. In der Nacht fingen wir noch ein Pärchen Basilisken (Basiliskus basiliskus). Das absolute Highlight war aber ein wunderschönes weibliches Exemplar des Grünen Leguans, den wir in ca. 5 Meter Höhe in den äußersten Ästen einer Baumkrone entdeckt hatten und aus dem Baum schütteln konnten. Die Nachtexkursionen entlang eines kleinen Bachlaufes erbrachten neben vielen großen bläulichen und rötlichen Landkrabben einige schlafende Anolis (Anolis lemurinus) und eine Wasserschlange (Coniophanes bipunctatus). In dem kleinen Bachlauf schwammen Lebengebärenden Zahnkarpfen, kleine, durchsichtige Garnelen der Gattung Macrobranchium und uns unbekannte, kleine Ährenfische. An einem Küstenabschnitt mit sehr viel Lavagestein saßen die für Roatan endemischen Schwarzen Leguane (Ctenosaura oedirhina) im Lavagestein und in den Bäumen. Interessanterweise sind die Jungtiere grün gefärbt und sitzen in Sträuchern und am Boden. Allerdings ist die Leguan-Art sehr scheu und hat eine große Fluchtdistanz. Im Laub fingen wir eine Sphaerodactylus-Art. Den gleichen Lebensraum besiedelt auch ein kleiner Skink, der auf den ersten Blick aussieht wie Mabuya unimarginata. Uns fiel aber gleich der ziegelrot bis leuchtend rot gefärbten Schwanz auf, den alle Exemplare aufwiesen. Auch dieses Reptil konnten wir nicht sicher bestimmen. Nach vier Tagen auf Roatan ging unsere Expedition zu Ende.