Care-Sheet Ameisen

Dieses Care-Sheet dient zur ersten und allgemeinen Orientierung über diese Tiere und ist keineswegs als alleinige Information für alle Arten zu verwenden.
 
Systematik: In diesem Care-Sheet werden nur die beiden Unterfamilien der Formicinae(Schuppenameisen) mit der Gattung Lasius (z.B. Lasius niger) sowie die Unterfamilie Myrmicinae (Knotenameisen) mit der Gattung Messor (z.B. Messor barbarus) behandelt.                                                                                                                   
Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet der Schwarzen Wegameise (Lasius niger) erstreckt sich über Asien, Afrika, Europa und Nordamerika. Dort bewohnen die Schwarzen Wegameisen eher trockene Habitate wie Waldränder und offenes Gelände. Die Ernteameise Messor barbarus bevölkert den Mittelmeerraum und Teile Asiens. Dort sind sie in sandigen Gebieten anzutreffen.
Lebenserwartung: Ameisenköniginnen können eine Lebenserwartung von mehreren Jahren erreichen. Arbeiterinnen haben eine deutlich verkürzte Lebensdauer von nur wenigen Monaten.
Charakteristisches Aussehen und Körpergröße Bei Lasius niger werden Königinnen zwischen 8 und 9 mm groß wohingegen die Arbeiterinnen deutlich kleiner bleiben und maximal 5 mm Körpergröße erreichen. Ihre Körperfärbung ist braunschwarz. Die Königinnen von Messor barbarus werden im Vergleich zur denen von Lasius niger fast doppelt so groß (ca. 1,5 cm). Hier sind auch die Arbeiterinnen deutlich größer und können durchaus die Größe von 1 cm erreichen. Die Färbung bei Messor barbarus ist glänzend schwarz, Königinnen zeichnen sich durch einen rötlichen Kopf aus. Die Körpergröße bei den Männchen beider Arten ist mit der Körpergröße der Arbeiterinnen vergleichbar.
Aktivitätsphase: Ameisen sind in der Regel tagaktiv, das Nest der Tiere sollte aber dunkel sein.
Nahrung: Lasius niger ernährt sich überwiegend von Insekten sowie Honigtau, einem Ausscheidungsprodukt von Schnabelkerfen (z.B. Blatt- und Schildläusen). Honigtau kann im Terrarium durch Honigwasser (1:1 Verdünnung aus Honig und Wasser), purem Honig oder auch Zuckerwasser ersetzt werden. Als Insekten eignen sich zerteilte Mehlwürmer, Heimchen oder Grillen in der entsprechenden Größe aber auch kleine Schaben oder Fliegenmaden. Messor barbarus als Vertreter der Ernteameisen hingegen ernährt sich von Sämereien und Körnern, welche sie während der Sommermonate sammelt und zum Nest trägt. Diese Körner werden regelmäßig durch die Arbeiterinnen zerkaut und zerkleinert sowie mit Ameisenspeichel versetzt wodurch mit der Zeit das sogenannte Ameisenbrot entsteht. Auch wenn Messor barbarus zu den Ernteameisen zählt verschmäht diese Art dennoch nicht tote Insekten, da sie als zusätzliche Proteinquelle genutzt werden. In der Haltung können Ernteameisen mit Samen von Klee, Löwenzahn, Wildgräsern, Mohn und Kamille gefüttert werden, aber auch trockene und zerbröselte Vollkornspaghetti werden gerne genommen. Tierische Proteine können über tote Futterinsekten geliefert werden.
Fortpflanzung und Aufzucht:  Bei den Ameisen sind die Königinnen sowie die Männchen für die Fortpflanzung zuständig, wohingegen die Arbeiterinnen sich nicht fortpflanzen. An warmen Sommertagen beginnen bei Lasius niger die geschlechtsreifen Tiere auszuschwärmen und sich im Flug zu paaren. Während die Männchen bald nach der Paarung sterben gründen die Königinnen ein neues Nest. Die Königin nutzt hierfür eine unterirdische Kammer, wo sie die ersten Eier legt und bald darauf (nach ca. 5-8 Wochen) auch die ersten Arbeiterinnen schlüpfen. Dies geschieht meist noch im Sommer des gleichen Jahres, in dem auch die Paarung stattgefunden hat. Messor barbarus hingegen schwärmt im Herbst, so dass die befruchtete Königin vorerst alleine überwintert, bevor sie im nächsten Frühjahr mit der Eiablage beginnt. Bei beiden Arten spricht man jedoch von einer monogynen und claustralen Gründung, sprich eine einzelne Königin begründet eine neue Kolonie durch das Legen der Eier in der Gründungskammer, die sie in der Regel nicht mehr verlässt – somit kann es auch sein, dass man nach dem Einbringen in das Terrarium/Formicarium die Königin nur im Nest beobachten kann und nicht bei Explorationsgängen im Hälterungsbecken. Solange es keine Arbeiterinnen gibt, die Nahrung von außerhalb des Nestes beschaffen können – dies kann jedoch mehrere Monate dauern, bis die Arbeiterinnen nach Nestgründung zur Verfügung stehen -  ist die Königin während dieser Zeit entweder auf ihre Körperreserven angewiesen oder sie nutzt einige der zuvor gelegten Eier als Nahrungsreserve für sich und ihre Larven. Mit der Zeit wächst die Kolonie jedoch langsam heran und die Arbeiterinnen sorgen später für laufenden Nahrungsnachschub im Nest, mit dem die Königin und die weiteren Arbeiterinnen versorgt werden können. Später kann eine Kolonie bis zu mehreren 10000 Individuen umfassen. Wird eine Population zu groß, so kann man die Vermehrungsrate der Ameisen meist durch eine leichte Absenkung der Temperatur auf ca. 20°C sowie durch eine zurückhaltende Fütterung von tierischen Proteinen regulieren und drosseln. Für gesunde Tiere und einen natürlichen Populationszuwachs ist für die beiden Arten Lasiusniger und Messor barbarus eine Winterruhe von November bis März notwendig.
Terrarium und Haltungsbedingungen: Beide beschriebenen Arten lassen sich gut von Einsteigern in entsprechenden Terrarien oder speziell für die Ameisenhaltung entwickelten Formicarien halten, welche über ein Nest (meist aus Ytong, Gips oder auch Kork) und eine Arena zur Nahrungssuche verfügen sollten. Formicarien sind ausbruchssicher gestaltet, bei umgebauten Aquarien oder Terrarien sollte auf eine Ausbruchssicherheit geachtet werden. Dies kann beispielsweise durch eine ca. 5-10 cm breite Schicht aus Vaseline oder Talkumpulver unterhalb des oberen umlaufenden Randes des Hälterungsbeckensgeschehen. Die Größe des Formicariums richtet sich hierbei nach der Individuenzahl der Kolonie. Zu Beginn der Koloniegründung mit einer Königin reicht für beide Gattungen ein Formicarium der Größe 20 x 10 cm aus, welches im Laufe der Zeit vergrößert oder durch Schlauchverbindungen erweitert werden sollte. Als Bodengrund verwendet man gröberen Sand oder besser ein Sand-Lehm Gemisch. Zur weiteren Dekoration kann man das Formicarium mit kleinen Ästen, Steinchen oder ähnlichem dekorieren. Da Lasius niger eine einheimische Art ist und auch Messor barbarus nicht aus tropischen Regionen stammt, kann in der Regel auf eine zusätzliche Wärmequelle wie Heizmatten oder -kabel verzichten. Die Temperatur im Becken sollte für Lasius niger im Bereich von 20°-25°C und für Messor barbarus leicht darüber liegen. Als Lichtquelle reicht normales Raumlicht aus, die Formicarien oder Arenen, in denen die Tiere gehalten werden, dürfen aber nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden, da es sonst schnell zur unkontrollierter Überhitzung kommen kann. Als zusätzliche Lichtspots kann man gegebenenfalls kleine Lampen über dem Hälterungsbecken anbringen. Auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls zu achten. Diese kann durch gelegentliches Zerstäuben von Wasser oder kleinen Wasserschälchen aufrecht gehalten werden. Beim Einbringen kleiner Wassergefäße ist aber unbedingt darauf zu achten, dass diese über eine Ein- und Ausstiegshilfe verfügen, falls Tiere in diese hineingelangen. Wie zuvor beschrieben sollten die Vertreter der beiden Gattungen Lasius und Messor die Möglichkeit zur Überwinterung haben. Diese Überwinterung wird durch ein Absenken der Umgebungstemperatur eingeleitet, in indem man die Tiere samt Hälterungsbecken an einen kühleren Ort (Keller etc.) verbringt. Hierbei ist aber das Herkunftsgebiet der jeweiligen Art zu beachten und die Winterruhe an die dortigen klimatischen Bedingungen anzupassen.
Autoren: Dr. rer. nat. Martin Singheiser, Martin Höhle
Weitere Literaturempfehlungen:
Engelmann, Wolf-Eberhardt & Lange, Jürgen: Wirbellose – Zootierhaltung in Menschlicher Obhut, Verlag Harri Deutsch
Hölldobler, Bert & Wilson, Edward O: Auf den Spuren der Ameisen: Die Entdeckung einer faszinierenden Welt; Springer Spektrum Verlag, 2. Auflage, ISBN:  978-3642325656
Seifert, Bernhard: Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas; Iutra Verlag, ISBN: 978-3936412031
Westheide, Wilfried & Rieger, Gunde: Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere, Springer Spektrum Verlag, 3. Auflage, ISBN 978-3-642-34695-8
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