Care-Sheet Rosenkäfer (Cetoniinae)

Dieses Care-Sheet dient zur ersten und allgemeinen Orientierung über diese Tiere und ist keineswegs als alleinige Information für alle Arten zu verwenden.
 
Systematik: Die Unterfamilie der Rosenkäfer (Cetoniinae) wird in die Überfamilie der Scarabaeoidea (Blatthornkäfer) gestellt, welche wiederum der Ordnung der Käfer (Coleoptera) zugeordnet wird. Die Unterfamilie der Rosenkäfer wird momentan in mehrere Verwandtschaftsgruppen (so genannte Triben) unterteilt, welche aber noch nicht abschließend geklärt sind und sich somit von Autor zur Autor unterscheiden können. In diesem Care-Sheet gehen wir nur auf die eigentlichen Rosenkäfer (Cetoniini), sowie die ebenfalls gelegentlich erhältlichen Goliathkäfer (Goliathini) ein.
Verbreitung: Rosenkäfer sind weltweit verbreitet, das Hauptverbreitungsgebiet vieler im Handel erhältlicher Arten ist Afrika.
Lebenserwartung: Adulte Rosenkäfer haben eine maximale Lebenserwartung von ungefähr einem halben Jahr.
Charakteristisches Aussehen: Adulte Rosenkäfer weisen meist eine prächtige Färbung auf, zudem verfügen einige Arten über einen metallischen Glanz, der die Farbenpracht dieser Tiere je nach Lichteinfall und verwendetem Licht noch deutlich erhöht. Die Fühler gehen seitlich des Kopfes ab und sind am Ende deutlich verbreitert, der Kopfschild überragt die Mundwerkzeuge der Tiere vollständig. An den Kopfschild (Clypeus) schließt sich der Halsschild (Pronotum) an, der seine größte Breite dicht an der Flügelbasis aufweist. Die Flügel sind anders als bei vielen anderen Käfern hinter den Schultern breit ausgeschnitten, so dass die Rosenkäfer mit geschlossenen Flügeldecken fliegen können. Manche Arten, wie die Goliathkäfer, weisen einen mehr oder weniger deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf, der sich bei den Männchen durch Fortsätze am Kopf ausprägt, welche hammer-, schaufel- oder geweihähnliche Strukturen aufweisen können. Die meisten Cetoniini hingegen zeigen deutlich weniger markante Differenzierungen zwischen Männchen und Weibchen. Hier lassen sich die Geschlechter manchmal auf der Abdomenunterseite (Abdomen = Hinterleib) erkennen, da männliche Tiere hier oftmals eine Längsgrube oder –furche tragen. Zusätzlich können manche Arten über die Anzahl von Dornenfortsätzen an den Vorderbeinen unterschieden werden. Eine bessere Geschlechtsunterscheidung lässt sich meist bei den Larven im dritten Larvalstadium(L3) treffen, da männliche Tiere hier das  sogenannte Herold’sche Organ aufweisen, welches durch die nahezu transparente Haut der Tiere erkannt und identifiziert werden kann. Männliche Tiere haben auf der Bauchseite im neunten und somit letzten Hinterleibssegement eine dreiecks-ähnliche Platte, welche als Herold’sches Organ bezeichnet wird. In diese Platte sind dann die terminalen Ampullen eingebettet. Bei weiblichen Tieren liegen diese terminalen Ampullen im achten Hinterleibssegment, aber da diese meist von Fett umgeben sind, sind diese Ampullen nicht immer erkennbar. Am besten behilft man sich zur Geschlechtsbestimmung mit einer Lupe und vergleicht mehrere Larven, so dass man sich auf die Strukturen einsehen und bei verschiedenen Tieren vergleichen kann. Bei männlichen Tieren sollte somit im besten Fall die Kombination aus terminalen Ampullen und Herold’schen Organ durch eine schwarze Grube oder Rinne, eine matt erscheinende Struktur oder einen kleinen schwarzen Punkt bestehen, wohingegen Weibchen nicht über solch eine Struktur verfügen sollten.
Körpergröße: Die Körpergröße der Rosenkäfer ist stark artabhängig. Viele Vertreter der Cetoniini erreichen eine durchschnittliche Körpergröße von 2 bis 3,5 cm Körperlänge. Vertreter der Goliathini hingegen können als adulte Tiere auch bis zu elf Zentimetern Körperlänge bei einem Gewicht von 120 Gramm aufweisen.
Aktivitätsphase: Rosenkäfer sind tagaktive Tiere und lassen sich somit gut im Terrarium beobachten.
Nahrung: Adulte Rosenkäfer verfügen über eine rein vegetarische Ernährungsweise. Hierbei kann man am besten reifes bis überreifes Obst reichen. Bei der Fütterung von frischem Obst ist darauf zu achten, dass dieses regelmäßig aus dem Terrarium entfernt wird, da es zur Verfaulung neigt und zudem Fruchtfliegen magisch anzieht. In der Terraristik haben sich Beetle-Jellies als ausgewogenes Ersatzfutter bewährt, da dieses über alle notwendigen Inhaltsstoffe sowie einen hohen Proteingehalt verfügt, welcher für eine dauerhafte und produktive Zucht unerlässlich ist. Die Jellies sind mittlerweile in vielen Geschmacksrichtungen erhältlich, so dass auch auf unterschiedliche Vorlieben der Tiere Rücksicht genommen werden kann.  
Fortpflanzung und Aufzucht: Zur Eiablage graben sich die weiblichen Rosenkäfer in das Bodensubstrat ein, wo sie die Eier (artabhängig zwischen 10 und 100 Eier pro Tier) bei entsprechender Feuchtigkeit ablegen. Auf eine genaue Zusammensetzung des Bodengrundes wird im nächsten Kapitel genauer eingegangen. Nach ungefähr drei Wochen schlüpfen die Larven, die zu diesem Zeitpunkt noch sehr empfindlich sind und daher noch ungefähr zwei bis drei Wochen im Hälterungsbecken der Adulttiere belassen werden sollten. Nach diesem Zeitraum kann man die Larven aus dem Hälterungsbecken entfernen und in separate Aufzuchtboxen überführen. Bei den meisten Vertretern der Rosenkäfer kann man die Larven gemeinsam in Kleingruppen aufziehen, bei manchen Arten, wie z.B. den Goliathkäfern kommt es zu Kannibalismus unter den Larven, weswegen diese unbedingt einzeln aufgezogen werden sollten. Die Aufzuchtboxen der Larven sollten über eine mindestens 15 cm hohe Schicht aus Substrat bestehen. Für die meisten Rosenkäfer hat sich eine Mischung aus Beetlefix 1 sowie Beetlefix 2 im Verhältnis 2:1 bewährt. Die Aufzuchtboxen sollten über kleine Lüftungslöcher zum Luftaustausch verfügen sowie bei ungefähr 18-22°C gelagert werden, artspezifische Änderungen der Haltungstemperatur sind jedoch unbedingt zu beachten. Hierbei eignen sich Heizmatten jedoch nicht, da die Gefahr besteht, dass das Substrat von unten her austrocknet und die Larven absterben. Über drei Larvenstadien (L1 bis L3) wachsen die Larven und nehmen beachtlich an Größe und Gewicht zu. Es ist darauf zu achten, dass den Tieren in den Aufzuchtbecken immer ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Gegebenenfalls ist Substrat nachzufüllen, sowie Kot zu entfernen. Eine geringe Besatzzahl kann sich ebenfalls positiv auf die Larvenentwicklung und die spätere Größe der Käfer auswirken. Sind die Larven eines Tages groß genug, bereiten sie sich auf ihre Verpuppung vor. Hierzu bauen sich die Larven mittels des ihnen zur Verfügung stehenden Substrates einen Kokon, der sich entweder lose im Substrat befinden kann oder an die Wand der Aufzuchtbox angeklebt wird, so dass man mit ein bisschen Glück die Prozesse der Metamorphose von der Larve zum adulten Käfer mit verfolgen kann. Bei den Kokos sollte man darauf achten, dass diese nicht all zu sehr bewegt werden. Zudem sollten diese nicht zu feucht oder gar nass gelagert werden, da dies das Eindringen von Milben erleichtert, was meist zum Absterben der Puppe führt. Cetoniini sind meist ein wenig feuchtigkeitstoleranter als die Goliathkäfer, die während des Beginns der Metamorphose relativ trocken gehalten werden sollten und später erst eine erhöhte Substratfeuchte zum Schlupf brauchen.
Terrarium und Haltungsbedingungen: Die Terrarien für Riesenkäfer sollten der Endgröße der adulten Tiere gerecht werden. Für kleinere Arten reichen in der Regel Hälterungsbecken von 30 Zentimetern Kantenlänge aus, wohingegen größere Vertreter geräumigere Hälterungsbecken von 50cm Länge und ca. 50cm Höhe bei einer Tiefe von ebenfalls 50cm benötigen. Hierfür eignen sich durchaus Plastikboxen aus dem Baumarkt, welche mit wenigen Lüftungslöchern versehen werden, damit ein Luftaustausch möglich ist. Auch Aquarien mit Abdeckung aus dem Fachhandel sind für die Haltung von Rosenkäfern geeignet. Wichtig ist, dass das Bodensubstrat mehrere Zentimeter hoch eingefüllt werden kann (10-15 cm bei Rosenkäfern, bis 25 cm für Goliathkäfer). Die hohe Füllhöhe ist für die Eiablage der Weibchen essentiell. Bei den meisten kommerziellen Terrarien ist eine solch hohe Bodenwanne nicht gegeben, aber bei vielen Terrarienbauern lassen sich solche Becken auf Wunsch anfertigen. Alternativ kann eine Glasscheibe in der geplanten Höhe des Bodensubstrates mittels Aquariensilikon hinter das Lüftungsgitter geklebt werden und somit verhindern, dass das Bodensubstrat durch das Lüftungsgitter oder beim Öffnen der Terrarientüren nach außen rieselt. Als optimales Zuchtsubstrat und somit auch als Bodengrund hat sich für Rosenkäfer eine Mischung aus Beetlefix 1 und Beetlefix 2 erwiesen, welches im Verhältnis 2:3 in das Hälterungsbecken gegeben wird. Einige Klettermöglichkeiten aus Holz (Moorkienholz, Weinreben oder Kork), eine Laubschicht auf dem Boden sowie ein wenig Waldmoos vervollständigen die Einrichtung und sorgen für das geeignete Mikroklima. Da Rosenkäfer tagaktive Käfer sind, sollte man Ihnen eine adäquate Beleuchtung zukommen lassen. Hierzu kann man die Terrarien der Tiere mit einfachen Leuchtstoffröhren oder Spotlampen. Die Temperatur sollte im Bereich von 22 bis 26°C liegen. Eine Nachtabsenkung der Temperatur ist sinnvoll, diese sollte aber nicht deutlich unter Zimmertemperatur abfallen. Keinesfalls sollte man die Hälterungsbecken mit Heizmatten von unten erwärmen, da dies zur Austrocknung des Bodensubstrates führt und dem natürlichen Verhalten der Tiere widerspricht welche sich bei zu hohen Temperaturen oder Trockenheit in den kühlen Boden vergraben. Zudem kann es dadurch zum Absterben der Larven kommen, da diese ihren Wasserhaushalt durch die Nahrung ausgleichen. Die Luftfeuchtigkeit sollte im Bereich von 70-80% liegen und kann durch tägliches Sprühen mit Wasser erreicht werden.
 
Weitere Literaturempfehlungen:
Engelmann, Wolf-Eberhardt & Lange, Jürgen: Wirbellose – Zootierhaltung in Menschlicher Obhut, Verlag Harri Deutsch
Schlüter, Uwe: Afrikanische Rosenkäfer – Unterfamilie Cetoniinae. Art für Art, Natur- du Tier-Verlag Münster, ISBN 978-3-86659-157-8
Westheide, Wilfried & Rieger, Gunde: Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere, Springer Spektrum Verlag, 3. Auflage, ISBN 978-3-642-34695-8
 
Autoren: Dr. rer. nat. Martin Singheiser, Martin Höhle
 
©the Pet Factory 2018