Care-Sheet Seidenspinnen der Gattung Nephila

Dieses Care-Sheet dient zur ersten und allgemeinen Orientierung über diese Tiere und ist keineswegs als alleinige Information für alle Arten zu verwenden. Aufgrund der enormen Artenvielfalt können wir nicht für alle Arten einen detaillierten Care-Sheet zur Verfügung stellen und es obliegt dem zukünftigen Halter sich über das genaue Herkunftsgebiet der Tiere und die daraus resultierenden Haltungsparameter zu informieren.
 
Systematik: Seidenspinnen der Gattung Nephila wurden bis ins Jahr 2006 in die Familie der Echten Radnetzspinnen (Araneidae) gestellt, seitdem zählt man Nephila zu der Familie der Seidenspinnen (Nephilidae), welche in der Überfamilie der Radnetzspinnen (Araneoidea) und der Ordnung der Webspinnen (Araneae) eingeordnet sind.  Die Gattung Nephila enthält 22 Arten, von denen einige in mehrere Unterarten aufgeteilt sind. Jedoch ist die Systematik dieser Gattung weiterhin nicht vollständig, so dass es gut möglich sein kann, dass der Gattung weitere Arten hinzugefügt werden müssen.
Verbreitung: Seidenspinnen haben ein weltweites Verbreitungsgebiet, wobei sich ihr Lebensraum auf die Tropen und Subtropen beschränkt.
Lebenserwartung: Die meisten Arten haben eine Lebenserwartung von einem Jahr, wobei bei vielen Arten die Männchen bereits nach wenigen Monaten sterben und somit eine kürzere Lebenserwartung als die Weibchen aufweisen.
Charakteristisches Aussehen: Seidenspinnen weisen einen ausgeprägten Sexualdimorphismus auf, da die weiblichen mit einer Körperlänge von bis zu 6 cm deutlich größer als die männlichen Tiere sind, die oftmals eine Körperlänge aufweisen, die der Länge des weiblichen Prosomas entspricht oder ca. 2/3 kleiner als die weiblichen Tiere sind. Die Farbenpracht von Nephila kann von Rottönen über gelbliche bis zu grünlichen Farbtönen oftmals auf einem schwarzen Hintergrund des Abdomens reichen. Die Beine der Tiere sind oftmals gestreift und zudem für den Netzbau optimiert indem die Spitzen der Beine nach innen anstatt nach außen gerichtet sind.
Körpergröße: Die Körpergröße der Seidenspinnen kann artabhängig bis zu 6 cm betragen und die Beinspannweite kann stattliche 15 cm aufweisen.
Aktivitätsphase: Seidenspinnen sind in der Regel tagaktiv.
Nahrung: Seidenspinnen der Gattung Nephila ernähren sich überwiegend von Insekten. Jungspinnen füttert man idealerweise mit Drosophilas oder Micro-Heimchen. Mit zunehmender Größe der Tiere kann man auf die verschiedenen Größenstadien von Heimchen und Grillen zurückgreifen, wie sie in Zoohandlungen angeboten werden. Ausgewachsenen Nephila kann man zudem mit Heuschrecken, Wandelnden Blättern, Stabheuschrecken und Schaben in entsprechender Größe füttern. Aufgrund des schnellen Wachstums der Tiere ist auf eine ausreichende Futterversorgung zu achten. Im Netz gefangene Beutetiere werden von Nephila zunächst gebissen und anschließend eingesponnen, was im Gegensatz zu den meisten anderen Radnetzspinnen steht, die ihre Beute meist zuerst einspinnen und dann beißen um die Verdauungsflüssigkeit zu injizieren.
Fortpflanzung und Aufzucht: Männliche Spinnen, die bei Nephila wesentlich kleiner als die weiblichen Tiere sind, suchen die Netze der Weibchen auf, um sich dort mit ihnen zu paaren. Das Netz dient dem Männchen als eine Art Paarungsarena und Kommunikationsplattform, da mittels Netz Informationen wie Pheromone zwischen den Tieren ausgetauscht werden können. Für eine Paarung klettert das Männchen an die Unterseite des weiblichen Abdomens um die Spermien aus den Bulben in der Geschlechtsöffnung des Weibchens zu deponieren. Nach der Befruchtung verlässt das Männchen das weibliche Tier, welches wenige Wochen später einen ersten Kokon baut, dem unter Umständen noch weitere Kokons mit Eiern folgen können. Diese Kokons können bis mehrere Tausend (2000-3000) Eier enthalten, wobei die Zahl der Eier pro Kokon mit der zunehmenden Anzahl an Kokons sinkt. Manche Arten deponieren aber auch deutlich weniger Eier (400-600) im ersten Kokon und diese Anzahl sinkt ebenfalls in jedem weiteren Kokon ab. Für eine gesunde Entwicklung der Jungtiere ist eine hohe Luftfeuchtigkeit essentiell. Nach dem Schlupf bleiben die Jungtiere noch eine Weile in einer Art Traube dicht beieinander, bevor sich dann die Wege trennen.
Terrarium und Haltungsbedingungen: Da die Netze von Seidenspinnen der Gattung Nephila Durchmesser von einem Meter und mehr aufweisen können, ist von einer Haltung der Art in herkömmlichen Terrarien abzuraten. Stattdessen ist eine Haltung im Zimmer bei Vertretern dieser Gattung sehr gut möglich. Eine Möglichkeit für einen gerichteten Netzbau bei diesen Tieren bietet ein großer Blumentopf, in den man zwei dünne Bambusstäbe steckt, welche sich trapezförmig aufspannen. Durch einen dünnen Nylonfaden oder eine feine Schnur, welche zwischen den beiden Enden der Bambusstangen gespannt ist, kann man den Tieren eine erste Hilfe für den Netzbau bieten.  Meist werden die Netze in den ersten Nächten gebaut. Andere Möglichkeiten für die Haltung dieser Tiere bieten zwei große Zimmerpflanzen wie Ficus, Banane, Schefflera, Bambus oder Yucca, welche ebenfalls im Abstand von circa einem Meter aufgestellt werden. Nun verfährt man analog zu den Bambusstäben und befestigt einen Faden zwischen beiden Pflanzen und hofft auf einen Netzbau. Die Haltungstemperatur sollte im Bereich von 23-28°C liegen mit einer Luftfeuchtigkeit von 70-80%.
Nephila verfügt über ein Gift, welches dem der Schwarzen Witwe sehr ähnlich ist. Allerdings ist weitaus weniger potent und sollte bei einem gesunden Erwachsenen zu keinen ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden führen sollte. Die Bissstelle ist in der Regel durch eine Rötung und lokale Schmerzen charakterisiert, die innerhalb von 24 Stunden wieder abklingen sollten. Bei Allergikern können dennoch schwerere Atembeschwerden, Muskelkrämpfe und allergische Schocks auftreten. In solchen Fällen hat man sich zügig in medizinische Betreuung zu begeben.
Autoren: Dr. rer. nat. Martin Singheiser, Martin Höhle
 
Quellen und weitere Literaturempfehlungen:
Engelmann, Wolf-Eberhardt & Lange, Jürgen: Wirbellose – Zootierhaltung in Menschlicher Obhut, Verlag Harri Deutsch, ISBN 978-3-8171-1684-3
Foelix, Rainer F. : Biologie der Spinnen, Georg Thieme Verlag, ISBN 3-13-575802-8
Westheide, Wilfried & Rieger, Gunde: Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere, Springer Spektrum Verlag, 3. Auflage, ISBN 978-3-642-34695-8
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