Care-Sheet Skorpione (Scorpiones)
Dieses Care-Sheet
dient zur ersten und allgemeinen Orientierung über diese Tiere und ist
keineswegs als alleinige Information für alle Arten zu verwenden.
Systematik: Die Skorpione sind eine Ordnung der Spinnentiere
(Arachnida) mit ungefähr 1500 Arten. Da die Systematik noch nicht abschließend
geklärt ist, kann die Anzahl an Familien je nach Autor zwischen 13 und 18
schwanken. Die bekanntesten Familien
sind die Bothriuridae, die Buthidae mit vielen gefährlich giftigen Arten, die
Euscorpiidae, die Hemiscorpiidae, die Scorpionidae sowie die Familie der
Vaejovidae.
Verbreitung: Skorpione weisen eine weltweite Verbreitung auf und
man findet sie mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten. Die größte
Vielfalt lässt sich aber in tropischen und subtropischen Gebieten finden. Gemäß
ihrer Verbreitung über alle Kontinente haben sie die unterschiedlichsten
Lebensräumer erschlossen: von Wüsten über Halbwüsten, Steppen und Trockensavannen
aber auch tropische Regenwälder.
Lebenserwartung: Die Lebenserwartung von Skorpionen kann stark
variieren, die meisten weisen jedoch eine Lebensspanne von 2-5 Jahren auf.
Vertreter des Kaiserskorpions Pandinus
imperator können über 10 Jahre alt werden. Gleiches gilt für Hadrurus arizonensis für den sogar ein
Alter von 25 Jahren beschrieben worden ist.
Charakteristisches Aussehen: Der Körper ist in die drei Abschnitte
Vorderkörper (Prosoma), Mittelkörper (Mesosoma) sowie Hinterkörper (Metasoma)
gegliedert. Der Vorderkörper wird dabei von einem Rückenschild (Carapax)
eingefasst bei dem man am mittleren Vorderrand die beiden Medianaugen und
seitlich davon die 3-5 Lateralaugen erkennen kann. Das Mesosoma ist auf der
kompletten Breite mit dem Prosoma verwachsen und es sind deutlich 7 Rücken-
(Tergit) sowie 7 Bauchschilde (Sternit) vorhanden. An den Sterniten sind die
Atemöffnungen (Stigmen) erkennbar. Der Hinterkörper besteht aus 5 Tergiten und
Sterniten. Am letzten Metasomasegment befindet sich das Telson mit der
Giftblase welche in einem Giftstachel ihren Abschluss findet. Weiterhin
verfügen Skorpione über 8 Laufbein sowie die zu Scherenhänden umgebildeten
Pedipalpen. Weiterhin verfügen sie über kleine Cheliceren und paarige
Kammorgane (Pecten) welche sowohl der Chemo- als auch der Mechanorezeption
dienen.
Körpergröße: Die Körpergröße der Skorpione ist stark artabhängig. Die
kleinsten Vertreter werden gerade mal einen Zentimeter (Typhlochactas mitchelli) groß und die größten Vertreter wie Pandinus imperator können bis zu 21
Zentimetern Körpergröße aufweisen.
Aktivitätsphase: Skorpione sind nachtaktive Tiere.
Nahrung: Skorpione ernähren sich überwiegend von Arthropoden, aber
auch kleine Vertebraten wie Echsen, Schlangen und Mäuse werden nicht
verschmäht. Bei der Haltung dieser Tiere kann man ein breites Sortiment an
Futtertieren verwenden: Heuschrecken, Heimchen und Grillen, Schaben, Käfer und
deren Larven. Jungtiere kann man aber auch mit Springschwänzen, tropischen
Asseln oder auch flugunfähigen Drosophila und Stubenfliegen ernähren. Als
optimale Fütterungsintervalle haben sich ein bis zwei Fütterungen pro Woche
erwiesen, wobei auch größere Intervalle eingehalten werden können, sobald die
Tiere ausgewachsen sind. Ein hungriger Skorpion kann sehr gut an seinen weit
geöffneten Scheren und einer aktiven Futtersuche im Terrarium erkannt werden.
Eine Fütterung der nachtaktiven Skorpione erfolgt am besten in den Abendstunden
und nicht gefressene Futtertiere sollten nach maximal 2 Tagen aus dem Terrarium
entfernt werden, da sie sich häutende Skorpione anfressen und somit auch töten
können.
Fortpflanzung und Aufzucht: Skorpione weisen ein relativ komplexes
Paarungsverhalten auf. Während des Paarungstanzes ergreifen das männliche Tier
das Weibchen bei den Scheren und führt eine Art Tanz auf bei dem sich die Tiere
vor und zurück bewegen. Die Absicht des Männchens ist es dabei, das Weibchen
auf einen Untergrund zu führen, auf dem es sein Spermapaket ablegen kann. Das
Weibchen kann im Anschluss das Spermien auf nehmen und diese für mehrere
Befruchtungen aufbewahren. Bei Hadogenes
kann es auch dazu kommen, dass die Männchen versuchen, den Weibchen einen Paarungsstich
zu versetzen, die Tiere sollten dabei auf keinen Fall getrennt werden.
Skorpione sind ovovivipaar, was bedeutet, dass sich die Eier während einer
Entwicklungsphase von bis zu mehreren Monaten im Mutterleib reifen bis
letztendlich fertig entwickelte Jungtiere geboren werden. Nach der Geburt
klettern die Jungtiere auf den Rücken der Mutter, wo sie in der Regel für
mehrere Monate verbleiben. Auch eine parthenogenetische Entwicklung ist von
einigen Skorpionen bekannt (z.B. Tityus
serrulatus, Hottentotta hottentotta).
Terrarium und Haltungsbedingungen: Alle Skorpione sind Gifttiere,
daher sollten die Terrarien ausbruchssicher sein. Hierfür verwendet man
entweder Falltürterrarien oder Terrarienschlösser bei Terrarien mit
Schiebetüren. Für Skorpione mit einer Körpergröße von 5-6 cm sind Terrarien mit
einer Grundfläche von 20x30 cm ausreichend, allerdings sollten diese dann sehr
gut strukturiert sein. Besser eignen sich Terrarien von 30x30 cm Grundfläche.
Bei sozialen Skorpionen kann man durchaus mehrere Tiere in einem Terrarium
halten, allerdings sollte dann die Grundfläche auf 60x30 cm vergrößert werden.
Der Bodengrund ist an die Lebensgewohnheiten der Tiere anzupassen: bei
Wüstenbewohnern wählt Sand, bei den meisten anderen Arten eignet sich Erde oder
ein Gemisch aus Sand und Erde. Grabenden Skorpionen kann man eine
Sand-Lehm-Mischung in die Terrarien geben (mindestens 10 cm Füllhöhe), so dass
sich diese Tiere ihre formstabilen Höhlen selber graben können. Allen Tieren
sollte man einen Unterschlupf aus Körkröhren, Rindenstücken oder Steinen, die
gegen ein Untergraben und Einstürzen gesichert sind, bieten. Borkeskorpione
sollten unbedingt Baumrinde in den Terrarien zum Verstecken vorfinden. Die
Temperatur in den Terrarien sollte den Herkunftsgebieten entsprechen, wobei zu
beachten ist, dass dauerhaft sehr hohe Temperaturen die Lebensdauer der Tiere
verkürzen. Somit hält man auch Wüstenbewohner bei Temperaturen im Bereich von
ca. 30°C anstatt bei 40°C. Zudem sollte eine Nachtabsenkung der Temperatur auf
20°C gewährleistet sein. Zudem ist es angebracht, die Temperatur in den
Terrarien eher lokal zu erhöhen so dass sich die Tiere ihre jeweilige
Vorzugstemperatur selber wählen können. Verstecke in einer wärmeren sowie einer
kühleren Ecke des Terrariums dienen dem Wohlbefinden der Tiere. Weiterhin ist
ein jahreszeitlicher Temperaturwechsel zu empfehlen, so dass die Tiere auch
kühlere Monate vorfinden, in der manche Arten eine Winterruhe halten können.
Bei Regenwaldbewohnern sollten die Temperaturen im Bereich von 25-28°C liegen,
die Luftfeuchtigkeit weist optimalerweise 60-70% auf. Die meisten
Regenwaldbewohner werden zu feucht gehalten, daher sollte der Bodengrund nur
eine leichte Restfeuchte besitzen. Eine Nachtabsenkung der Temperaturen ist
nicht notwendig, schadet den Tieren aber auch nicht. Wasserschalen sind für
Regenwaldbewohner Pflicht, Wüstenbewohner reagieren meist kritisch auf Wasser.
Autoren: Dr. rer. nat. Martin
Singheiser, Martin Höhle
Quellen und weitere Literaturempfehlungen:
Engelmann, Wolf-Eberhardt &
Lange, Jürgen: Wirbellose – Zootierhaltung in Menschlicher Obhut, Verlag Harri
Deutsch, ISBN: 978-3817116843
Mahsberg, Dieter; Lippe, Rüdiger
& Kallas, Stephan: Skorpione – Lebensraum. Haltung. Zucht. Natur- und
Tier-Verlag, 2. Auflage, ISBN: 978-3-86659-165-3
Westheide, Wilfried & Rieger,
Gunde: Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere, Springer
Spektrum Verlag, 3. Auflage, ISBN 978-3-642-34695-8
©the Pet Factory 2013